Endlich regnet es. Wir schreiben den 27. März 2023 und es gießt wie aus Kübeln – zumindest, da, wo ich wohne.
Die Debatte um Wassermangel und Grundwasserspiegel ist in Österreich relativ neu – und hier auch regional unterschiedlich. Während der Westen Österreichs noch immer bestens versorgt ist, gibt es im Osten bereits Debatten um die Wasserversorgung im Sommer.
Die ungleiche Verteilung hat ihren Grund in der Lage unseres Landes – während im Westen die Alpen tonangebend für das Wettergeschehen sind, haben wir im Osten die pannonische Tiefebene und hier gelten andere Regeln. Während im Westen viel wirtschaftlicher Erfolg mit dem Tourismus gemacht wird, sind es im Osten große landwirtschaftliche Flächen, die Erträge generieren und diese sollten aufgrund von Verträgen mit Großabnehmern kontinuierlich sein.
Vor allem im Burgenland kam es im vergangenen Sommer zu hitzigen Diskussionen: Während im Naturschutzgebiet „Lange Lacke“ einige der berühmten Lacken bereits völlig ausgetrocknet sind und andere davon bedroht sind, werden am Rande des Naturschutzgebietes munter die Felder bewässert – immerhin zählen hier Kellys, McDonalds und Pioneer zu den Großabnehmern. Die Bewässerung der Felder geschieht über das Grundwasser, der Grundwasserspiegel sinkt immer mehr, die Lacken trocknen aus.
Politiker und Kleinbauernvereine protestieren nun: Es muss etwas geschehen. Klein- und Ökobauern plädieren für ein Umdenken in Sachen Bodennutzung. Gesunde Böden können Wasser besser speichern und müssen weniger bewässert werden. Das bedeutet aber ein Mehr an Arbeit. Der Boden muss entsprechend kultiviert und gepflegt werden, damit er diese Wunder vollbringen kann – in der industriellen Landwirtschaft ist wenig Platz für diese Wende, es gilt, Erträge zu steigern.
Käme es zu Restriktionen vonseiten der Politik, was die Bewässerung mit Grundwasser angeht, würden mehr Großbauern dazu übergehen, Regenwasser zu speichern. Die Dachflächen landwirtschaftlicher Gebäude eignen sich hervorragend, um Wasser zu sammeln, wenn es vom Himmel fällt – und das tut es auch in regentechnisch benachteiligten Gebieten in Österreich. In Wassertanks und Wassersilos kann das Wasser dann gespeichert werden, bis es benötigt wird. Ein Wassersilo wie unten abgebildet kann bis zu einer Million Liter Wasser speichern!
Das Umschwenken muss also auf mehreren Ebenen passieren:
- Regenwasser speichern und nutzen
- Umdenken in der Landwirtschaft
- Bessere Förderung von Klein- und Biobetrieben
- Nachhaltiges Denken in Bezug auf Naturdenkmäler und Weltnaturerbe
Schaffen wir das?
Wahrscheinlich nur, wenn die Menschen nach und nach komplexer denken lernen. Es nützt nichts, wenn man gegen Verbrennermotoren protestiert und nicht weiß, wieviel virtuelles Wasser es bis zur Fertigstellung eines Neuwagens braucht. 400.000 Liter sind das übrigens.
Ein neues Smartphone frisst bis zu seiner Fertigstellung 1.280 Liter Wasser, ein Computer rund 20.000 Liter. Altes weiter verwenden und nicht zwanghaft Neues kaufen, das sollte gefördert werden.